Ich
bin gut im Loslassen. Ich predige es auch pausenlos. Auch denen, die es nicht
hören wollen. Bei den Loslassern spielt das Element Luft eine tragende Rolle.
Bei den Gefühlsflüchtern ist es das Wasser.
Luft breitet sich aus,
ist überall. Luft ist leicht und bewegt. Ist nicht greifbar, ist transparent.
Luft kann sich zu Stürmen zusammenbrauen, kann kühl, lau, warm, sanft und duftend
sein. Aber auch heftig und eisig kalt.
Ich
lasse los, indem ich alles mental zu verstehen und zu erklären versuche. Ich
beobachte und analysiere, dann ziehe ich eine Schlussfolgerung. Es geht oder es
geht nicht. Es geht nicht? Dann lassen wir es los. Tönt abgeklärt, ist es aber
nicht. Ausserdem ist es nicht ganz schmerzfrei.
Wasser
fliesst von der Höhe hinab, sammelt sich am tiefsten Punkt und steigt mit Hilfe
der Sonne wieder in die Luft empor. Wird Wolke und lässt es regnen. Wasser ist
immer in Bewegung. Ist entweder in der Höhe oder in der Tiefe.
Ich,
die notorische Loslasserin, ziehe in regelmässigen Abständen notorische Gefühlsflüchter
an. Gefühlsflüchter schnorcheln lieber an der Wasseroberfläche als mal einen richtigen
Tauchgang zu wagen. Und Loslasser beobachten lieber aus sicherer Distanz als
sich mal wirklich einzulassen. Loslasser reden. Gefühlsflüchter schweigen.
Beide entziehen sich dem anderen. Beide haben die gleiche Angst. Beide haben
die gleiche Sehnsucht. Angst vor Nähe und Verbindlichkeit. Sehnsucht nach Nähe
und Verbindlichkeit. Was
passiert wenn Loslasser auf Loslasser treffen? Dann wird viel geredet.
Aber ansonsten passiert nichts. Und wenn Gefühlsflüchter auf Gefühlsflüchter
treffen? Weiss ich nicht. Ich bin ja eine notorische Loslasserin.